Wer sind die Unabhängigen Griechen, die Syriza eine Koalition angeboten haben? Die Partei ist eine Abspaltung der konservativen Nea Dimokratia. Sie sieht Griechenland «besetzt» von den Geldgebern. Sie will, das das Land «befreit» werden soll. Athen sollte keine Schulden zurückzahlen.
Auch an den europäischen Anleihemärkten ist die erste Reaktion auf den Wahlsieg des reformkritischen Linksbündnisses Syriza gelassen ausgefallen. Für griechische Staatsanleihen waren am Montagvormittag zwar höhere Renditen fällig. An anderen Märkten hielten sich die Ausschläge aber in engen Grenzen.
Die Euro-Länder sind nach den Worten des Euro-Gruppenchefs Jeroen Dijsselbloem bereit zu Verhandlungen mit einer neuen griechischen Regierung. «Die griechischen Wähler haben gesprochen, wir warten nun das Ergebnis der Regierungsbildung ab», so der niederländische Finanzminister nach einem Bericht der niederländischen Agentur ANP. Dijsselbloem hatte noch kurz vor der Wahl erklärt, dass er keinen Austritt Griechenlands aus der Eurozone erwarte.
Der designierte Ministerpräsident Alexis Tsipras will sich noch im Laufe des Tages mit dem Staatspräsidenten Karolos Papoulias treffen. Bisher hat sich der Syriza-Chef zur Zusammenarbeit mit den Unabhängigen Griechen noch nicht geäußert.
Der griechische Leitindex ASE ist im frühen Handel um bis zu 5,60 Prozent abgerutscht. Vor dem Wochenende war er allerdings auch um über 6 Prozent angesprungen.
Alexis Tsipras hat erste Gespräche zur Bildung einer Koalition aufgenommen. Er verhandelt mit dem Chef der rechtspopulistischen Unabhängigen Griechen, Panos Kammenos. Die Rechtspartei bezeichnet Griechenland als von der Troika «besetzt». Sie will die Sparprogramme sofort stoppen und keine Kredite an die internationalen Geldgeber zurückzahlen.
Inzwischen sind 80 % der Stimmen ausgezählt. Syriza erreicht demnach rund 36,2 %, die bisher regierende, konservative Nea Dimokratia kommt auf rund 28 %, die rechtextreme Goldene Morgenröte liegt bei 6,3%, die proeuropäische To Potami kommt auf rund 6 %, die bisher mitregierenden Sozialdemokraten von der Pasok stürzen ab auf 4,7%.
Währungsverunsicherung am Morgen nach der Wahl:
Die Börse in Tokio hat mit Verlusten auf den Wahlsieg von Syriza reagiert. An der asiatischen Leitbörse sorgt man sich darüber, dass die Linke die Sparmaßnahmen in dem hoch verschuldeten Euro-Krisenland beenden will. Der Nikkei-Index für 225 führende Werte fiel bis zur Handelsmitte um 108,78 Punkte oder 0,62 Prozent und notierte beim Zwischenstand von 17 402,97 Zählern. Der breit gefasste Topix gab bis dahin um 7,39 Punkte oder 0,53 Prozent auf 1395,83 Punkte nach.
Die Linkspartei Syriza hat die Parlamentswahl in Griechenland gewonnen, zugleich aber die absolute Mehrheit verfehlt. Das teilt das Innenministerium in Athen mit.
Der Chef der rechtspopulistischen Unabhängigen Griechen, Panos Kammenos, bietet dem Linksbündnis Syriza eine Zusammenarbeit an. Wie griechische Medien berichten, ist für 9.30 Uhr in der Syriza-Parteizentrale ein Treffen anberaumt. Kammenos werde sich für das «Wohl der Nation» einsetzen, erklärt er. Die Rechtspopulisten hatten sich im Wahlkampf für ein sofortiges Ende der Sparprogramme in Griechenland ausgesprochen.
Vorhin haben wir gefragt: Freuen Sie sich über den Syriza-Wahlsieg? Und das natürlich in keiner Weise repräsentative Ergebnis: 85% sagten Ja.
Unser Korrespondent in Athen geht also davon aus, dass Antonis Samaras nicht vom Posten des Parteichefs zurücktreten wird.
euronews-Korrespondent Stamatis Giannisis: "Samaras hat Tsipras gratuliert. Die Konservativen mussten viel Kritik einstecken für Wahlkampf und ihre Politik, etwa die neuen Steuern, die eingeführt wurden. Samaras wird sich noch an das griechische Volk wenden. Er ist nach wie vor Chef der NEa Dimokratia, das wird er auch morgen sein, denken wir."
Stamatis Giannisis: "Schulz kommt kommende Woche nach Athen und wird danach mit Merkel sprechen. Schuld will eine Brücke zwischen Athen, Brüssel und Berlin schlagen."
Martin Schulz, der EP-Präsident, hat Tsipras telefonisch gratuliert.