Streik der Lokführer

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Freitag, 13. März 2015 3

Streik der Lokführer

Nach dem Streik ist vor dem Streik: Über Pfingsten wollen die Lokführer die Deutsche Bahn noch länger lahmlegen als beim letzten Mal. Auf Bahnreisende kommen erneut schwierige Tage zu. Wir berichten im NewsBlog.

    Reizfigur und Leitwolf: GDL-Chef Claus Weselsky im Porträt:

    Weselsky, der Leitwolf der Lokführer

    Mittelbayerische ZeitungDer Chef der Lokführergewerkschaft kämpft mit harten Bandagen. Die Gefolgschaft der GDL-Mitglieder ist ihm bislang gewiss.
    Liebe Leserinnen und Leser, es wird wieder einmal gestreikt! Die Lokführergewerkschaft GDL legt den Schienenverkehr in Deutschland für fast eine Woche lahm. Seit einigen Minuten fahren keine Güterzüge mehr. Ab 2.00 Uhr in der Nacht ist auch deutschlandweit der Personenverkehr betroffen. Auch wenn die Bahn an einem Notfallfahrplan arbeitet, müssen sich Reisende auf sechs Tage voller Zugausfälle und ungewisser Verbindungen einstellen. Wir halten Sie hier bis zum Streikende über die aktuellen Entwicklungen auf dem Laufenden!

    MyTaxi will vom Bahn-Streik profitieren

    Mittelbayerische ZeitungMit einer Rabatt-Aktion heizt die App MyTaxy während des Rekord-Streiks bei der Bahn den Kampf um die Marktmacht an.

    Diese Kerze haben wir extra für die Verhandlungsführer von GDL und Bahn angeszündet: Damit ihnen endlich ein Licht aufgeht und wir wieder entspannt mit dem Zug fahren können.

    Demokratie ist, wenn die Mehrheit den Ärger einer Minderheit aushalten muss. #Weselsky #Bahnstreik #GDL #Kindergarten #Grundgesetz
    "Monsterstreik" Welch wahres Wort! Initiiert durch das machtbesessene Monster #Weselsky #GDL #Bahnstreik twitter.com/sz/status/5948…

    Lokführer beginnen Rekord-Streik

    Mittelbayerische ZeitungNoch nie haben die Lokführer im laufenden Tarifkonflikt so lange gestreikt: Fast eine Woche soll ihr Ausstand dauern.

    Ein Vergleich der jährlich durch Streiks ausgefallenen Arbeitstage in ausgewählten Ländern. Grafik: dpa/Globus

    Im Lokführerstreik kommt die Deutsche Bahn bei den Tarifverhandlungen mit der zweiten Eisenbahnergewerkschaft nur langsam voran. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) lehnte heute in Frankfurt ein neues Angebot des Unternehmens ab, weil es nicht alle Berufsgruppen umfasst habe. Die DB AG habe erneut versucht, die Belegschaft zu spalten, erklärt EVG-Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba.

    Sie verlangt, dass die Bahn bis zum kommenden Mittwoch (29. April) um 15.00 Uhr ein Angebot auch für die Service- und Sicherheitskräfte vorlegen müsse. Die Bahn will nach eigenen Angaben ein entsprechendes Angebot abgeben. «Wir werden ein vernünftiges Angebot unterbreiten, das fair und wirtschaftlich machbar ist. Wir wollen diese Tarifrunde zügig abschließen», so Personalvorstand Ulrich Weber.
    Der frühere GDL-Vorsitzende Manfred Schell nennt die Tarif-Auseinandersetzung eine «verdammt verkorkste Angelegenheit». Die Aussagen beider Seiten seien momentan sehr «widersprüchlich und undurchschaubar». Eine Übereinkunft könne er sich momentan nicht vorstellen, sagte Schell im Westdeutschen Rundfunk.

    Auch in Berlin fallen derzeit noch die meisten Züge aus.

    Geschafft: Ein Fahrgast steigt am Hauptbahnhof von Frankfurt am Main in eine Regionalbahn. Im Westen fahren bis zu 60 Prozent der Regionalzüge.
    Foto: Christoph Schmidt, dpa

    Der Bahnverkehr in Ostbayern

    In Bayern konnten nach Angaben der Bahn insgesamt rund 50 Prozent der Nahverkehrszüge fahren. Im Internet empfahl die Bahn für einige Verbindungen in Ostbayern, die Züge der privaten Betreiber Alex oder Oberpfalzbahn zu wählen.
    Fernzüge in Richtung Österreich und Italien verkehrten laut Bahn ohne Beeinträchtigung. Das traf etwa für die ICE-Linie Frankfurt-Wien über Regensburg zu. Sie hielt laut Bahn den 2-Stunden-Takt.
    Modedesigner Guido Maria Kretschmer ist schwer genervt von den Streiks. «Wenn alle Schneiderinnen die Nadel fallen lassen würden, würde nichts mehr funktionieren. Da hätte keiner mehr Klamotten», so der Vox-Entertainer («Shopping Queen»). «Auch im Friseurhandwerk machen die das nie - die verdienen überhaupt kein Geld, legen aber das Land nicht lahm.» Das denke er jedes Mal, wenn es wieder Arbeitsniederlegungen bei der Bahn gebe.

    Foto: Jens Kalaene, dpa/Archiv
    In weniger als neun Stunden soll der Lokführer-Ausstand beendet sein. An dieser Stelle der Stand der Dinge in aller Kürze:

    · Der Streik hat vor allem Pendler in ganz Deutschland vor Probleme gestellt. In einigen Regionen sind die Einschränkungen aber nicht so stark wie befürchtet. 

    · Viele Berufstätige sind womöglich auf Busse, Straßenbahnen und U-Bahnen ausgewichen. In den Wagen war das Gedränge in der Hauptverkehrszeit noch größer als sonst. Wer auf das eigene Auto umstieg, brauchte in Ballungszentren wegen verstopfter Straßen deutlich mehr Zeit bis zum Arbeitsplatz.

    · Nach dem Ersatzfahrplan der Bahn soll etwa jeder dritte Fernzug fahren. Bei Regionalzügen ist es unterschiedlich: Im Westen sollen bis zu 60 Prozent, in Ostdeutschland wegen des dort höheren Organisationsgrades der GDL nur 10 bis 15 Prozent fahren. Wie die Bahn mitteilt, ist der Ersatzverkehr bundesweit «stabil angelaufen». 

    · In dem Tarifkonflikt zeichnet sich noch keine Lösung ab. Auch in der parallel geführten Tarifrunde mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) droht es, ernst zu werden. Die EVG verschärfte die Tonlage vor einer weiteren Verhandlungsrunde am heutigen Tag.

    Twitterer werden im Streik erfinderisch

    Mittelbayerische ZeitungDie Lokführer streiken – und die Twitter-Nutzer amüsiert sich auf ihre Weise: mit #bahnstreikfilme und #bahnstreikliteratur.

    Der Ausstand der GDL stellt erneut Millionen Pendler auf eine Geduldsprobe. Doch nicht überall sind die Behinderungen so massiv wie befürchtet, sagt Bahnsprecherin Katja Stumpp. Audio: dpa

    Gewohntes Bild auf den Bahnhöfen Deutschlands, wie hier in Nürnberg.

    Foto: Daniel Karmann, dpa 
    Zugausfälle, Verspätungen und geänderte Abfahrtszeiten: Der Lokführer-Streik sorgt in Bayern auch heute für massive Einschränkungen im Betrieb der Deutschen Bahn. Im Nahverkehr wird nach Angaben des Unternehmens erneut jeder zweite Zug entfallen, in den Großräumen München und Nürnberg verkehren die S-Bahnen nur im Stundentakt. Auch im Fernverkehr wird ein Großteil der Züge nicht fahren.
    Für Verkehrsmeldungen aus den Regionen:


    Ein Theaterplakat wirbt am Hauptbahnhof in Magdeburg unter dem Logo der Deutschen Bahn für die «Rocky Horror Show».

    Foto: Foto: Hendrik Schmidt, dpa

    Dann halt Bus: Auch heute wieder Hochbetrieb am Münchner Fernbusbahnhof.

    Manfred Schell, ehemaliger Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer, fordert im Tarifkonflikt einen Schlichter: 


    Bereits vor Beginn des Lokführer-Ausstands hatte sich der Fahrgastverband Pro für den Einsatz eines externen Vermittlers ausgesprochen. Auch Sachsens Ex-Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) schlug zur Konfliktlösung eine Schlichtung vor. Zunächst sollten Bahn und GDL Organisations- und Arbeitsbedingungen zu trennen versuchen. «Und wenn sie damit nicht weiterkommen, dann sollen sie in Gottes Namen einen Schlichter einladen, der ihnen dabei hilft», so Biedenkopf erst kürzlich im MDR.
    Wir haben übrigens mal nachgerechnet: 186 Stunden - fast acht Tage - so lange lange haben die Lokführer in den vergangenen Monaten den Bahnverkehr lahmgelegt, den heutigen eingerechnet. Der Streik gestern und heute ist der siebte in der aktuellen Tarifrunde.

    Volle Straßen: Nicht nur auf der A8 in München brauchen Pendler viel Geduld.

    Wie ist die Lage im Frankfurter Hauptbahnhof? Von Streik ist hier kaum etwas zu spüren. Die Schlange vor dem Infoschalter ist kurz, offenbar sind viele Bahnkunden auf den Ausstand gut vorbereitet.

    Bei der S-Bahn am Berliner Hauptbahnhof geht weiterhin nichts.

    Ganz entspannte Stimmung am Hauptbahnhof Hannover. Hier ist normalerweise viel mehr los am frühen Morgen.

    Foto: Thomas Struk, dpa 

    Der derzeitige Stand der Dinge zusammengefasst in einem Audio-Beitrag: Dabei geht es vor allem um die Fragen: Auch heute gibt es also wieder Ersatzfahrpläne? Wie lange geht das jetzt noch so? Wie reagieren Bahnkunden? Audio: Antje Müller, dpa

    Die S-Bahn in der Hauptstadt hat ihren Ersatzfahrplan aktualisiert - der Plan umfasst 30 Prozent des regulären Angebots:


    Stichwort Tarifkonflikt: Die Gewerkschaft GDL will nicht nur für Lokführer, sondern auch für andere Berufsgruppen des Zugerpersonals der Deutschen Bahn Tarifverträge aushandeln. Für Zugbegleiter oder Planer hat bisher allein die EVG verhandelt. Die Deutsche Bahn will konkurrierende Verträge vermeiden. «Der Kampf um die Bahn-Mitarbeiter» in der Erklärgrafik: 

    Wir hatten hier an dieser Stelle bereits darüber berichtet, möchten nochmals daran erinnern. Parallel zum GDL-Streik setzt die Deutsche Bahn ihre Verhandlungen mit der anderen Bahngewerkschaft EVG fort. Diese erwartet heute ein deutlich verbessertes Angebot des Staatskonzerns für ihre Mitglieder. Bis zum 1. Juni müsse ein Abschluss stehen, verlangt Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba. Sollte sich die Deutsche Bahn in Fragen des Entgelts und anderer Punkte verweigern, seien die Kollegen bereit, für ihre Forderungen persönlich einzutreten. «Und das bedeutet am Ende Streik.» Die EVG fordert unter anderem sechs Prozent mehr Geld, mindestens aber 150 Euro mehr im Monat.
    Insbesondere in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen müssen sich  Bahnfahrer auf erhebliche Einschränkungen einstellen. Gestern waren Teile des Zugverkehrs in diesen Bundesländern lahmgelegt. Während im Regionalverkehr nur noch 20 Prozent der Züge fuhren, waren es bei den S-Bahnen nur zehn Prozent, wie ein Bahn-Sprecher mitteilt. Vor allem die S-Bahn-Verbindungen zwischen Halle und Leipzig sowie Coswig und Pirna wurden damit aufrechterhalten. Im Regionalverkehr lag das Hauptaugenmerk unter anderem auf der Verbindung Leipzig-Dresden.

    Der Lokführer-Ausstand im Personenverkehr soll heute noch bis 21.00 Uhr dauern. Millionen Pendler und Reisende müssen sich erneut neue Wege suchen. Betroffen sind Fern- und Regionalzüge sowie S-Bahnen. Die Deutsche Bahn erhält mit Ersatzfahrplänen einen Teil ihres Angebots aufrecht: im Fernverkehr etwa 30 Prozent, im Regionalverkehr 15 bis 60 Prozent.
    Herr Weselsky führt mit Machtspielen Millionen Bürger an der Nase herum. Ich finde das schlimm.

    Neue Kritik an Claus Weselsky: Der CDU-Fraktionsvize Michael Fuchs wirft dem GDL-Vorsitzenden in der «Bild» vor, den Streit mit der Deutschen Bahn zulasten der Bürger zu forcieren.

    Kennen Sie schon die «zehn Meisterwerke der zeitgenössischen Bahn-Fotografie»? Die Kollegen der «Tagesschau» haben eine Bilderstrecke bei einem der vergangenen Streiks zusammengestellt und analysieren die Fotos wie in einer Kunstgalerie. Geschaffen wurden die Werke übrigens fast alle von dpa-Fotografen. Klicken lohnt sich!

    Nachts sind die Schlangen vor dem Info-Schalter der Bahn besonders lang: Angestellte zwischen Auskunft und Seelsorge

    In Rein und Glied stehen die Güterzüge im Rangierbahnhof Hagen-Vorhalle in Nordrhein-Westfalen. Foto: Jonas Güttler, dpa

    München, Kaiserslautern, Oberursel, Baden-Baden und Templin heißen die ICE-Züge die hier in München geparkt sind.

    Die Deutsche Bahn stellt nach den Worten von Konzernsprecher Achim Stauß im Fernverkehr etwa 30 Prozent des üblichen Zugangebots zur Verfügung. Für den Regionalverkehr verweist Stauß auf örtliche Unterschiede. In den östlichen Bundesländern seien nur etwa 10 bis 15 Prozent der üblichen Züge unterwegs, so Stauß.

    Anzeigetafel auf dem Hauptbahnhof in Rostock. Foto: Bernd Wüstneck, dpa

    GDL-Streik: Machtkampf auf Kosten der Bahnkunden?


    Auch bei der S-Bahn Berlin gibt es einen Ersatzfahrplan:


    Bahnreisende freuen sich über den französischen Lokführer: Der TGV hält den Bahnverkehr zwischen Karlsruhe und Stuttgart aufrecht.

    Mit nur 10 Minuten Verspätung startet der ICE von Berlin HBF nach Hamburg. Also entspanntes Reisen.

    Der erneute Lokführerstreik zieht auch im Norden Zugausfälle und Verspätungen nach sich. Nach Angaben der Bahn fährt nur etwa die Hälfte der Züge im Nahverkehr Schleswig-Holsteins. Die S-Bahnen in Hamburg sind demnach ebenfalls zu etwa 50 Prozent auf den Schienen. Die Fernzüge können etwa zu einem Drittel fahren. Viele Reisende und Pendler müssen auf andere Verkehrsmittel umsteigen. Im Notfahrplan der Bahn werden auch viele Verbindungen durch Busse ersetzt.
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