Streik der Lokführer

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Freitag, 13. März 2015 3

Streik der Lokführer

Nach dem Streik ist vor dem Streik: Über Pfingsten wollen die Lokführer die Deutsche Bahn noch länger lahmlegen als beim letzten Mal. Auf Bahnreisende kommen erneut schwierige Tage zu. Wir berichten im NewsBlog.

    Weiterer Streik oder nicht? In diesem Moment haben die Deutsche Bahn und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) ihre Verhandlungen wieder aufgenommen. Wenn es zu keiner Einigung kommt, droht die EVG mit einem Ausstand. Die zwischen der Bahn und der GDL vereinbarte Schlichtung habe laut EVG-Sprecher Uwe Reitz keinen Einfluss auf die Gespräche. Einen Abschluss werde die EVG nur auf der Grundlage vereinbaren, dass die Tarifverträge inhaltsgleich zu denen der GDL seien.

    EVG-Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba zum Fall eines Scheiterns. Audio: dpa
    von dpa · live Desk
    Übrigens: Mit Matthias Platzeck und Bodo Ramelow haben sich die Bahn und die GDL für zwei Schlichter aus dem linken politischen Lager entschieden. Damit käme die Bahn schon deutlich auf die GDL zu, meint Arbeitsmarktforscher Claus Schnabel. Für Ramelow hat der Professor einen Hinweis: Er sollte schweigen.

    Dass ein Regierungschef sich aktiv in eine Schlichtung einbringt, ist äußerst ungewöhnlich, weil er selber auch von den Ergebnissen betroffen ist. Das heißt, er hat auch eigene Interessen, die er da verfolgt - sei es als Politiker, der gut dastehen will bei seinen Wählern, sei es aber auch als Verantwortlicher, der für sein Bundesland zuständig ist. Also, es ist eine etwas ungewöhnliche und auch eine etwas riskante Sache, die da gerade läuft.

    Schnabel auf die Frage, warum in einem prominenten Fall ein amtierender Politiker als Schlichter in einem Tarifkonflikt eingesetzt wird.

    Am kommenden Mittwoch soll die Schlichtung zwischen der Deutschen Bahn und der Gewerkschaft der Lokführer beginnen. Doch wie läuft so ein Schlichtungsverfahren ab?

    Foto: S. Stein

    Der eine Ausstand endet, der andere könnte folgen: Macht die Deutsche Bahn der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) kein zufriedenstellendes Angebot, so will die Gewerkschaft zum Warnstreik aufrufen. Wie kommt das eigentlich bei Bahnreisenden an? Audio: dpa

    Nach Angaben der Deutschen Bahn soll es morgen im Nahverkehr einen «weitgehenden Regelfahrplan im Nahverkehr» geben. Im Fernverkehr sei morgen eine punktuelle Verstärkung des Ersatzfahrplans geplant - bis Sonnabend solle Normalbetrieb herrschen:


    Will für die Bahnkunden wieder Verlässlichkeit schaffen: Matthias Platzeck. Foto: Ralf Hirschberger, dpa/Archiv
    Erst hieß es, er will sich nicht zu seiner Rolle als Schlichter im Tarifkonflikt der Bahn äußern. Nun gibt es die ersten Statements von Matthias Platzeck: Brandenburgs Ex-Ministerpräsident will sich für «ein gutes, ein tragfähiges Ergebnis» einsetzen. «Dabei müssen für die Mitarbeiter ordentliche Bedingungen beim Entgelt, in der Arbeitszeit, beim Schichtrhythmus und bei den Überstunden herauskommen», so Platzeck dem rbb. «Für das Unternehmen muss es aus meiner Sicht tragbar sein und dem Unternehmen weitere Entwicklung ermöglichen.» Wichtigstes Ziel sei es, für Millionen Bahnkunden wieder Verlässlichkeit zu schaffen. 

    Zudem kündigt er an, dass er sich während der Schlichtung nicht öffentlich zu den Verhandlungen äußern werde. «Für mich war es immer so, dass Schlichten und Schweigen ein ganz gutes Pärchen sind und daran werde ich mich auch halten.»
    Hat die Schlichtung Aussichten auf Erfolg? Wir haben bei einem Tarifexperten nachgefragt: «In aller Regel bringen Schlichtungen ein Ergebnis, das dann von den Tarifvertragsparteien akzeptiert wird», so der Fachmann der gewerkschaftsnahen Böckler-Stiftung, Reinhard Bispinck. Er kenne keine systematischen Statistiken zum Erfolg von Schlichtungen, aber die Chancen seien «normalerweise gut». 

    Die Benennung einer Doppelspitze, Bodo Ramelow und Matthias Platzeck - sei an sich nichts Ungewöhnliches, in den bestehenden Schlichtungsabkommen sei in der Regel einer der beiden stimmberechtigt, erklärt Bispinck. Die Vorteile lägen auf der Hand: «Man muss sich nicht auf eine Person einigen und kann darauf hoffen, dass der 'eigene' Schlichter offener für die Argumente ist.» 
    Die Streikstunden der Gewerkschaft GDL im Tarifkonflikt mit der Bahn im Überblick:



    Seit den frühen Morgenstunden gibt es viel zu berichten. An dieser Stelle das Wichtigste in Kürze, für all jene, die erst jetzt zu unserem Liveblog hinzugestoßen sind: 

    · Die GDL hat sich mit der Deutschen Bahn überraschend auf eine Schlichtung geeinigt und beendet ihren neunten Streik bei dem Konzern heute um 19:00 Uhr. Die Bahn arbeitet nach eigenen Angaben «mit Hochdruck» daran, zum normalen Fahrplan zurückzukehren.

    · Thüringens Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) ist von der GDL als Schlichter benannt worden. Die Bahn entschied sich für den brandenburgischen Ex-Regierungschef Matthias Platzeck (SPD). Die Schlichtung soll am 27. Mai beginnen und ist für drei Wochen vorgesehen. Bis Mitte Juni sind Streiks damit ausgesetzt.

    · Trotz der Schlichtung mit der GDL ist die Streikgefahr bei der Bahn keineswegs gebannt: Denn die größere Gewerkschaft EVG droht der Bahn ihrerseits vor dem Beginn «finaler Verhandlungen» mit einem Arbeitskampf.

    Viele Bahnkunden haben sich über Pfingsten schon im Stau auf der Autobahn gesehen. und sich einen Mietwagen gebucht oder Bustickets gekauft. Falls Sie dazu gehören, hier eine Übersicht, was zu tun ist:

    · Mietwagen: Bei einer Buchung über Internetportale wie Billiger-mietwagen.de oder Check24.de ist üblicherweise eine Stornierung bis 24 Stunden vor Mietbeginn möglich. «Wer kurzfristiger stornieren möchte, sollte anrufen und auf Kulanz hoffen», rät Frieder Bechtel von Billiger-mietwagen.de.

    · MeinFernbus: Allgemein ist das Stornieren bei MeinFernbus zwar kostenfrei möglich - aber dann gibt es kein Geld zurück, sondern einen Gutschein, heißt es auf der Webseite. Der Gutschein ist zwölf Monate lang gültig. Wer lieber Bares sehen will, muss eine Gebühr von 15 Euro in Kauf nehmen. 

    · Berlin Linien Bus: Nicht alle Tickets lassen sich beim Berlin Linien Bus stornieren: Bei Aktionspreisen etwa ist das ausgeschlossen. Andere Tickets für innerdeutsche Fahrten lassen sich online in der Regel bis drei Tage vor Abfahrt stornieren - Kunden erhalten dann einen Gutschein. Servicehotline unter 030 33 84 480 anrufen.

    · ADAC Postbus: Bis zu 12 Stunden vorher lässt sich das Ticket hier zu den Geschäftszeiten gegen eine Gebühr von 10 Euro über den Kundenservice unter 0228 97 27 27 97 stornieren.

    · DeinBus: Bei Stornierungen bis zu 24 Stunden vor Abfahrt erhalten Kunden einen Gutschein, der zwölf Monate lang gültig ist. Bei Stornierungen innerhalb von 24 Stunden vor Abfahrt gibt es nur einen Gutschein, wenn die Fahrt bei Abfahrt des Busses ausgebucht war.
    Sie werden es bestimmt mitbekommen haben: Das Gesetz zur Tarifeinheit soll an diesem Freitag im Bundestag verabschiedet werden. Es dürfte aber frühestens zum 1. Juli gelten. Dann dürfte in einem Betrieb für eine Beschäftigtengruppe nur noch der Tarifvertrag derjenigen Gewerkschaft mit den meisten Mitgliedern gelten.

    GDL-Chef Claus Weselsky diesbezüglich: 

    Das Gesetz zu Tarifeinheit hat keinen Einfluss auf einen möglichen Tarifabschluss mit der Deutschen Bahn. Sollte ein vor Inkrafttreten des Gesetzes ausgehandelter Tarifvertrag im Nachhinein infrage gestellt werden, wird die Lokführergewerkschaft vor Gericht ziehen. Wir sind zuversichtlich, dass dieser Tarifvertrag Bestand hat. Sollte er das nicht haben, dann sind wir wahrscheinlich die ersten, die vor dem Bundesverfassungsgericht sind.

    Kurzer Blick in die sozialen Netzwerke: Die Reaktionen auf dem Kurznachrichtendienst Twitter fallen unterschiedlich aus - Freude, Bangen und Enttäuschung:




    Für die Fernbus-Anbieter hätte der Streik ruhig weiter gehen können - der Lokführer-Ausstand lässt die Kassen klingeln.

    Dichter Andrang auf die Fernbusse in Dresden hinter dem Hauptbahnhof. Foto: Matthias Hiekel, dpa

    Erste Reaktionen aus der Bundespolitik: Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) zeigt sich erleichtert über das Streikende. Audio: N24/dpa

    Zum Stand der Dinge: Der Streik ist beendet, Pfingsten ist gerettet! Die Antworten auf die dringendsten Fragen - was Sie jetzt als Bahnkunde wissen sollten: 

    · Was heißt das jetzt ganz konkret für alle Bahnkunden? Die Züge fahren ja jetzt nicht auf Knopfdruck wieder nach Fahrplan...

    · Das kann man übrigens immer direkt unter Bahn.de/liveauskunft abfragen, welche Züge von wo nach wo wann fahren...

    · Wie lange haben wir denn jetzt streikfrei? Kann man da mal endlich ein bisschen längerfristig planen als Bahnkunde? 

    · Was ist denn wenn ich ein Sparticket für Pfingsten gekauft hatte - dann hab ich das zurückgegeben, weil mir das zu unsicher war mit dem Streik. Und jetzt fährt der Zug doch, weil der Streik abgesagt ist, kann ich das Sparticket wieder zurückbekommen?

    Audio: dpa 
    von dpa · live Desk
    Wir hatten es ja bereits angekündigt, dass Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow sich auch äußern wollte. So eben ist seine einberufene Pressekonferenz in Erfurt zu Ende gegangen. Und hier seine zentralen Aussagen: 

    Ich sehe gute Chancen auf eine Lösung im Tarifstreit bei der Deutschen Bahn. Mit der Einigung auf ein formelles Schlichtungsverfahren ist ein zentraler Durchbruch gelungen. (...Ich rechne damit, dass wir den Zeitrahmen zwischen dem 27. Mai und dem 17. Juni voll ausfüllen können, so dass am Ende ein umfassender Tarifvertrag steht und damit Frieden bei der Bahn eintritt.
    «Habe als Ministerpräsident von Thüringen großes Interesse an einem Betriebsfrieden bei der Bahn»: Bodo Ramelow. Foto: Sebastian Kahnert, dpa

    Die Aussagen von GDL-Chef Claus Weselsky auf der Pressekonferenz von heute früh im O-Ton. Audio: dpa

    Löst eine Schlichtung die Gewerkschaftsrivalität bei der Bahn? «Trotz des grundsätzlich richtigen Schrittes bleibe die Gefahr eines Wettbewerbs zwischen den Gewerkschaften um den höchsten Abschluss», meint der Tarifexperte des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Hagen Lesch. Die beiden Gewerkschaften EVG und GDL steckten in einem «Gefangenendilemma», weil sie bei einem frühen Abschluss jeweils fürchten müssten, vom anderen überboten zu werden. 

    Das Dilemma ließe sich aufbrechen, wenn beide Gewerkschaften gemeinsam mit der Bahn verhandeln würden. Denkbar ist aber auch eine Revisionsklausel für den Fall, dass die konkurrierende Gewerkschaft noch einen besseren Abschluss erstreitet.

    Geht es nach der GDL, sind nun unterschiedliche Tarifabschlüsse bei den konkurrierenden Bahn-Gewerkschaften möglich. Die Deutsche Bahn habe zugesagt, dass die von der GDL vertretenen Mitglieder auch dann Tarifverträge bekämen, wenn es keine Tarifeinheit gebe, so GDL-Chef Claus Weselsky heute vor Medienvertretern. Das sei schriftlich festgehalten worden. Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber kündigt dagegen an, die Bahn werde dafür sorgen, in entscheidenden Punkten kollidierende Regelungen zu vermeiden. Wie bereits erwähnt, verhandelt die Bahn im Laufe des Tages mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG).

    Der Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, während der Pressekonferenz in Berlin. Foto: Kay Nietfeld, dpa  
    Brandenburgs Ex-Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) will sich zunächst nicht zu seiner Rolle als Schlichter im Tarifkonflikt der Bahn äußern. «Schlichten und Schweigen ist das Gebot», so sein Referent Wieland Eschenburg. 

    Ramelow will im Laufe des Tages zu seiner Berufung als Schlichter Stellung nehmen. «Der thüringische Ministerpräsident muss das ja neben seinen Regierungsgeschäften machen, da gibt es mehr Erläuterungsbedarf», erklärt Eschenburg. Platzeck hingegen sei ein weitgehend freier Mann und wolle sich zunächst mit Ramelow auf eine gemeinsame Strategie bei der Öffentlichkeitsarbeit verständigen.

    Brandenburgs Ex-Ministerpräsident Matthias Platzeck. Foto: Nestor Bachmann, dpa/Archiv
    Die Wirtschaft reagiert mit Erleichterung auf das Ende des Bahnstreiks. «Wir hoffen, dass die Tarifparteien in der Schlichtung jetzt zu einem tragbaren Ergebnis kommen», so der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, Bertram Brossardt. 

    Die insgesamt neun Arbeitsniederlegungen innerhalb der vergangenen zehn Monate hätten in Deutschland schweren volkswirtschaftlichen Schaden verursacht, beklagt Brossardt. In Bayern hätten insbesondere die Metall- und Elektroindustrie, die chemische Industrie sowie der Fahrzeug- und Maschinenbau darunter gelitten, dass die Lieferketten immer wieder unterbrochen wurden. Aus Sicht Brossardts wurde dadurch auch das Ansehen des «sonst so verlässlichen Wirtschaftsstandortes erheblich beschädigt».

    Wie reagieren Bahnkunden auf das Ende des Streiks? Eine Umfrage vom Frankfurter Hauptbahnhof. Audio: dpa

    Wie Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber mitteilt, werden Fernzüge der Bahn erst am Samstag wieder nach dem normalen Fahrplan fahren. Heute und morgen gelte für ICEs und Intercitys vorerst weiter der Ersatzfahrplan, es würden aber zusätzliche Züge eingesetzt. Im Nahverkehr könne morgen wieder nach Plan gefahren werden. 

    Foto: Lukas Schulze, dpa 

    Weber weiter: Die mit der GDL vereinbarte Schlichtung sei «noch kein endgültiger Durchbruch, aber eine echte Chance, uns zu verständigen»Dabei werde es auf beiden Seiten keine Vorbedingungen geben, erklärt er. Die Ziele der Bahn, konkurrierende Tarifverträge für eine Berufsgruppe zu vermeiden, stünden aber weiter.
    Bis wann genau der Bahnverkehr bundesweit wieder voll angelaufen sein wird, ist noch nicht genau abzusehen. Die Lokführer ließen sich nicht alle sofort zurück an ihren Arbeitsplatz rufen, so ein GDL-Sprecher.  Dies werde seine Zeit brauchen. Ein Bahn-Sprecher erklärt: «Die Umstellung auf den regulären Fahrplan kann sich durchaus bis zum späten Nachmittag hinziehen.»

    Überall das gleiche Bild: Menschenmassen auf dem Hauptbahnhof in Erfurt vor einem Zug der Deutschen Bahn. Foto: Sebastian Kahnert, dpa
    Das Schlichtungsverfahren soll am kommenden Mittwoch beginnen und ist für drei Wochen angesetzt. Bodo Ramelow kritisiert die Deutsche Bahn: Der Streik sei die einzige Möglichkeit gewesen, um zu einem Tarifvertrag zu kommen, so Ramelow im «MDR INFO»: 

    Es war ein Fehler der Deutschen Bahn, so lange auf Vollkonfrontation zu setzen. Der Staat als Eigentümer der Bahn darf keiner Berufsgewerkschaft die Handlungsfähigkeit für freie Tarifverhandlungen nehmen.

    Warum die Entscheidung auf Ramelow als Bahn-Schlichter fiel: Thüringens Ex-Ministerpräsident hält einiges an harter Konfrontation aus und ist fähig, Kompromisse zu schmieden - das hat er in seiner bisherigen Karriere hinlänglich bewiesen. Ende vergangenen Jahres wurde er erster Regierungschef der Linken in einem deutschen Bundesland. 


    Nach 24 Jahren Gewerkschafts- und Parteipolitik für die Partei in Thüringen nahm ihn dort am Ende niemand mehr als «Wessi» wahr. Erst vor kurzem lobte er noch einmal die Gewerkschaften als «Rückgrat der Gesellschaft». Von Beruf ist Ramelow Einzelhandelskaufmann. Vor dem Mauerfall war er Gewerkschaftssekretär für Mittelhessen in Marburg. In Thüringen stieg er zum Landeschef der Gewerkschaft Handel, Banken, Versicherungen auf.
    Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) will sich um 10.00 Uhr in einer Regierungs-Pressekonferenz über seine Berufung als Schlichter im Tarifkonflikt der Deutschen Bahn mit der GDL informieren.

    Diese vier Herren sollen den Tarifstreit beenden: Brandenburgs Ex-Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD, o.l.), der Ministerpräsident von Thüringen, Bodo Ramelow (Linke, o.r.), Ulrich Weber, Personalvorstand bei der Deutschen Bahn (u.l.) und Claus Weselsky, Vorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). Fotos: dpa/Archiv
    Nach dem Ende des Lokführerstreiks drohen bei der Deutschen Bahn bereits neue Ausstände. Diesmal könnte die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) zu Warnstreiks aufrufen. Wenn es bei den heutigen Verhandlungen nicht zu einer Einigung komme, sei das die logische Folge, so EVG-Sprecher Uwe Reitz: 

    Wir werden heute entweder den Sack zumachen oder die nötigen Konsequenzen ziehen.


    Die zwischen der Bahn und der GDL vereinbarte Schlichtung habe auf die Gespräche keinen Einfluss. Einen Abschluss werde die EVG nur auf der Grundlage vereinbaren, dass die Tarifverträge inhaltsgleich zu denen der GDL seien.
    Nach Ansicht des früheren Bundesverkehrsministers Wolfgang Tiefensee (SPD) sind Platzeck und Ramelow als Schlichter gut geeignet. «Ich denke, die beiden können sich gut zusammensetzen. sie sind moderat», so Tiefensee im Deutschlandfunk. Tiefensee hatte 2007 selbst zwischen Bahn und GDLvermittelt.
    Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber betonte nach der Einigung: «Wir sind sehr erleichtert, unsere Kunden und Mitarbeiter können aufatmen. Schlichten statt streiken ist das Gebot der Stunde.» Und  GDL-Chef  Weselsky kommentierte: «Nach fast einem Jahr Tarifkonflikt konnte mit dem Druck im neunten Arbeitskampf der gordische Knoten durchschlagen werden.»
    Die Bahn arbeitet nach eigenen Angaben bereits mit Hochdruck daran, zum normalen Fahrplan zurückzukehren. Und Millionen Pendler, Reisende, Geschäftsleute und Pfingsturlauber können Aufatmen. 

    Der Streik wird beendet, die Signale springen bald wieder auf grün. Foto: Ralf Hirschberger, dpa


    In dem endlos wirkenden Tarifkonflikt sollen nun zwei externe Schlichter  die Lösung bringen: Der frühere brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) für die Deutsche Bahn und  Thüringens Regierungschef Bodo Ramelow (Linke) für die GDL.
    Die angekündigte Schlichtung soll am kommenden Mittwoch beginnen und ist für drei Wochen angesetzt.

    Foto: Soeren Stache, dpa

  • Die notwendigen Maßnahmen für die Beendigung des Streiks sind laut Bahn für die Kunden bereits um 7 Uhr angelaufen, laut GDL ist der Streik aber erst am Abend um 19.00 Uhr beendet.
  • Bahn und GDL haben sich in der Nacht in dem festgefahrenen Tarifkonflikt auf eine Gesamtschlichtung geeinigt, sagte ein Sprecher des Unternehmens am Morgen in Berlin.
  • Der Streik der GDL ist nach Angaben der Deutschen Bahn mit sofortiger Wirkung beendet.
  • GDL-Chef Weselsky mahnt die Arbeitgeberseite zu einer raschen Einigung - «denn jeder Streiktag ohne Lösung ist einer zu viel». Durch ihren Kurs im Tarifstreit habe die Bahn 400 Millionen Euro «verbrannt», die nun bei Instandhaltung von Schienen, Brücken und Straßen fehlten, sagte Weselsky der «Bild»-Zeitung. Seine Gewerkschaft könne den Streik aber auch weiterführen: In der Streikkasse der GdL sei mehr Geld «als das Management der Deutschen Bahn und die Reisenden sich wünschen».
  • Ein Betroffener meldet sich wieder einmal zu Wort: Statt Lyon Berngau; statt erster Tag einer achttägigen Reise mit dem Zug durch Frankreich und Belgien Genießen der Ruhe in der Oberpfälzer Heimat. Aber immer ein Blick auf die aktuelle Verkehrslage und die Frage, ob die Absage der Reise richtig war.

    Und?

    Sie war es für einen, für den der Weg schon das Ziel ist!

    Denn: Der Früh-IC von Neumarkt/Oberpfalz nach Frankfurt wäre heute nicht gefahren. Sicher, der ICE eine halbe Stunde späte schon. Aber da wäre in Frankfurt der ICE nach Basel längst weg gewesen. Straßburg wäre drin gewesen, aber in Frankreich sind TGV reservierungspflichtig. Und auf Glück trotz Kulanz einsteigen in einen TVG? Nee!!! Sitzen möchte ich in so einer enger Kiste schon sicher können...
    Die nächsten Stationen von Lyon über Paris nach Mons (Belgien) wären kein Problem, denn in Frankreich und Belgien gibt es keine GDL. Aber andere Gewerkschaften, die öfter streiken als die in Deutschland. Übrigens: In Belgien streikt ab 27. Mai, 22 Uhr, bis einschließlich 29. tatsächlich eine kleine belgische Lokführergewerkschaft.

    Am 27. Mai wäre ich von Mons wieder zurück gefahren. Wenn die GDL auch dann noch streikt, würde ich in Aachen, Mainz oder Frankfurt hängen bleiben - nach Lage der Dinge des heute und morgen (Donnerstag) gültigen Ersatzfahrplans. Bei diesem sollt man nicht auf Langläufer-Verbindungen hoffen, die nicht in die wenigen festen Nord-Süd- oder Ost-West-Linien passen.

    Gut, gut: Diese Urlaubsreise ist bei mir gekippt. Anderen, die dennoch an Pfingsten verreisen möchten, sei viel Glück gewünscht und dazu die Erfüllung der leisen Chance, dass vielleicht am Donnerstag der Streik wegen der Aussicht auf Schlichtung noch gekippt wird.

    Aber: Auf Knopfdruck geht es ab Freitagfrüh nicht normal weiter. Man muss mit dem Morgen des übernächsten Tages nach Entscheidung auf Ende des Streiks rechnen, wenn es einigermaßen normal weitergehen wird.
  • Kritikern gilt es als «Lex GDL», am Freitag soll es im Bundestag verabschiedet werden - während die Lokführergewerkschaft GDL gerade zum neunten Mal streikt. Wie hängt das umstrittene Tarifeinheitsgesetz mit dem Bahnstreik zusammen?

    Die Regierung betont: gar nicht. Das Gesetzesprojekt sei unabhängig von einzelnen Tarifauseinandersetzungen. Aber klar ist: Die GDL wäre betroffen. Denn laut dem geplanten Gesetz soll in einem Betrieb für eine Beschäftigtengruppe nur noch der Tarifvertrag derjenigen Gewerkschaft mit den meisten Mitgliedern gelten. Dann könnte die GDL bei der Deutschen Bahn wohl auch nicht mehr für Beschäftigte jenseits der Lokführer streiken, bei denen sie keine Mehrheit hat.

    GDL-Mitglieder demonstrieren gegen das Gesetz zur Tarifeinheit. Foto: Rainer Jensen, dpa/Archiv


    Ein wahres Wort zur rechten Zeit

    Stimmt! Die Züge der Bahn schonen derzeit wirklich die Umwelt - gesehen in Hamburg-Altona. Foto: Bodo Marks


    Auf diesem Güterzug in Hamburg hätte noch der ein oder andere Container Platz gehabt.

    Der Lokführerstreik kostet die Einzelhändler in den Bahnhöfen viele Nerven: «Die Auswirkungen und Nachwehen des Streiks sind entsetzlich», sagt Astrid Schäfer. Sie koordiniert im Hauptbahnhof Köln zwei Bäckerei-Filialen, einen Würstchenstand und einen Kiosk. Der Umsatz habe sich halbiert. Zudem seien die Kunden wegen des Streiks ungehalten und unfreundlich. «Da ist es ein großer Kraftakt, das Prinzip Freundlichkeit aufrechtzuerhalten», sagt Schäfer. Deshalb sei es anstrengender als an normalen Tagen, obwohl weniger los sei.

    Das hat Daniel Pekowski am Düsseldorfer Hauptbahnhof aber anders erlebt. Normalerweise verkauft er Donuts, nun wartet er hinter der Glastheke auf Kunden. «Die, die kommen, sind freundlicher, weil sie mehr Zeit haben und entspannter sind», sagt Pekowski. Vormittags bilden sich am Snack-Shop ein paar Meter weiter meist lange Schlangen, erzählt Verkäuferin Eleonore Kaniuth. Jetzt ist nur etwas los, wenn eine der wenigen S-Bahnen mit Pendlern ankommen. «Mein Chef hat deswegen weniger Ware bestellt«, sagt Kaniuth.


    Wenig zu tun: Die Verkäuferin Eleonore Kaniuth im Düsseldorfer Hauptbahnhof. Foto: Maja Hitij, dpa


    Im Tarifkonflikt zwischen Bahn und GDL stecken eine Menge Zahlen. Ein Überblick:

    NULL EINIGUNG gab es im Tarifkonflikt bislang - abgesehen von einer Einmalzahlung von 510 Euro für 2014.


    EINE STUNDE am Bahnsteig gewartet? Dann gibt es einen Teil des Fahrpreises zurück.
    Außerdem dürfen Fahrgäste bei Verspätungen oder Ausfällen auch auf andere Züge ausweichen.

    9 TAGE liegen gerade mal zwischen dem Ende des vorigen Streiks und dem Beginn des aktuellen.
    Die Lokführer legen nun bereits das neunte Mal ihre Arbeit nieder.

    13 PROZENT teurer waren Mietwagen beim vergangenen Bahnstreik.
    An Bahnhöfen und in Großstädten stieg der Preis teils sogar um 100 Prozent. Auch die Preise für Fernbustickets schnellten nach oben.

    43 MINUTEN lang steckten die Autofahrer in den zehn längsten Staus beim vergangenen Streik fest.
    Für ihren Weg mussten sie insgesamt 20 Prozent mehr Zeit einrechnen.

    100 EURO STREIKGELD bekommen die GDL-Mitglieder aus der Streikkasse der Gewerkschaft mittlerweile am Tag.
    Zuvor waren es zunächst 50, dann 75 Euro. Einen Verlust machen die streikenden Lokführer trotzdem.

    23 500 FAHRTEN macht die Bahn täglich im Regional- und S-Bahnverkehr.
    Dazu kommen Verbindungen auf 28 ICE-Strecken und 18 IC-Linien.

    160 000 EISENBAHNER gibt es, für die GDL und die konkurrierende Gewerkschaft EVG die Arbeitsbedingungen aushandeln möchten.
    Dazu gehören neben den Lokführern unter anderem auch Zugbegleiter und Reinigungskräfte.

    6 MILLIONEN PENDLER fahren täglich mit der Bahn von ihrem Wohnort zur Arbeit.
    Sie müssen sich nun erneut nach Alternativen umsehen.

    EINE MILLIARDE EURO SCHADEN drohe der deutschen Wirtschaft durch alle neun Streiks zusammen.
    Das meint Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK).

    UNENDLICH LANGE wird der Bahnstreik wohl auch diesmal nicht dauern.
    Wann Schluss sein soll, ließ die GDL aber trotzdem erst einmal offen.

    Für alle, die auf das Auto umsteigen: Wo lauern die Staufallen zu Pfingsten?

    Grafik: Bökelmann


  • Gestern hatten in Frankfurt Gespräche beider Seiten unter Mitwirkung eines Arbeitsrechtlers begonnen. Es sollte ausgelotet werden, unter welchen Bedingungen ein Schlichtungsverfahren in Gang gesetzt werden kann.

    Weselsky blieb bei seiner Haltung, dass ein Schlichtungsverfahren erst dann möglich sei, wenn die Bahn akzeptiere, dass die GDL
    eigenständige Tarifverträge für alle ihre Mitglieder abschließen dürfe. «Wenn es uns gelingt, das in die entsprechende Form zu gießen, dann kann es auch in eine Schlichtung gehen», sagte Weselsky. Er fügte aber hinzu: «Ich erwarte nicht, dass wir über Nacht den Tarifvertrag fertig haben.»
  • Der Streik bringt GDL-Chef Claus Weselsky neue Werbe-Ehren ein: Der 56-Jährige, zuvor schon ironisch zum "Mitarbeiter des Monats" bei Autovermieter Sixt auserkoren, wird Namenspate für einen Bus: Der Fernbus-Anbieter "Deinbus" hat sein neuestes Fahrzeug nach dem streitbaren Gewerkschaftsführer benannt. Da viele Passagiere wegen der Bahnstreiks auf das noch junge Verkehrsmittel Fernbus umstiegen, zeige sich "Deinbus" nun "mit einem kleinen Augenzwinkern" dankbar, wie das Unternehmen mitteilte.

    Foto: DeinBus
  • Geht das nicht ein bisschen zu weit? Festgekettete Draisinen auf dem Gleis einer stillgelegten Bahnstrecke. Foto: Uwe Zucchi, dpa

  • Bahnreisende stinksauer über Machtspiele

    Mittelbayerische ZeitungRegensburger Fahrgäste haben kein Verständnis für neunten Lokführer-Streik. Sie kommen viel später heim oder nicht zur OP.
    Neben dem Personen-  ist auch der Güterverkehr von dem Ausstand betroffen. Nach Angaben des Arbeitgeberverbands BDA ist der dabei entstehende Schaden immens: Pro Tag 100 Millionen Euro. Betroffen sind laut BDA-Chef Kramer vor allem die Auto-, Stahl-, Chemie- und Rohstoffbranche.

     Foto: Kay Nietfeld, dpa
    Mit den Bahnstreiks drohen nach Einschätzung von Verkehrsexperten vor Pfingsten Stau-Rekorde auf den Straßen. «Alle Zutaten dafür sind da», so Stauforscher Michael Schreckenberg von der Universität Duisburg-Essen. Der Stillstand auf vielen Zugstrecken trifft die Autofahrer zu einem besonders ungünstigen Termin: Der Freitag vor dem Pfingstwochenende ist üblicherweise der staureichste Tag des Jahres.

    Jeder dritte Fernzug fährt - wie dieser ICE von Berlin nach Hamburg.

    Aus Sicht des Arbeitgeberverbands BDA erschüttert der neue Streik das Vertrauen der Tarifpartner und gefährdet die Zusammenarbeit in künftigen Tarifrunden. «Das Verhalten der GDL ist ein Anschlag auf die Tarifautonomie in Deutschland», so der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Ingo Kramer. Bei dem Ausstand gehe es der GDL vorrangig um Machtinteressen - nicht um das Erzielen eines Tarifkompromisses.

    Bei der S-Bahn in Berlin ist der GDL-Streik inzwischen zur Routine geworden.

    Es ist bereits Streik Nummer 9 - und bei den Bahnkunden scheint sich eine gewisse Routine eingestellt zu haben. Zumindest am Hauptbahnhof der Hauptstadt ist von langen Schlangen verärgerter Reisender nichts zu sehen:

    Foto: Soeren Stache, dpa

    Der Vorsitzende des Dachverbands dbb-Beamtenbund, Klaus Dauderstädt, verteidigt den Streik. «Wir stehen hinter den Zielen der GDL», sagte er der «Nordwest-Zeitung». «Wenn man am Verhandlungstisch nicht weiterkommt, gehören immer zwei Seiten dazu.» Die Deutsche Bahn AG habe nicht genug dafür getan, schnell zu einer Einigung zu kommen.

    Rote Lichter, keine Züge: Auf den Gleisanlagen am Bahnhof Altona in Hamburg herrscht am frühen Morgen Stillstand. Foto: Bodo Marks, dpa

    Für Millionen Bahnfahrgäste bedeutet der Arbeitskampf starke Einschränkungen. Voraussichtlich werden etwa zwei Drittel der Fernzüge ausfallen und je nach Region 40 bis 85 Prozent der Nahverkehrszüge. Auch die S-Bahnen sind vom Streik betroffen. Und ein Ende des Ausstands ist bisher nicht absehbar.
    Das Wichtigste vom Tage in aller Kürze: 

    · Bahnreisende müssen sich von morgen an auf Zugausfälle und volle Ersatzzüge einstellen. Nach dem Güterverkehr wollen die Lokführer auch den Personenverkehr bestreiken.   

    · Bahn und GDL loteten bei einem Treffen die rechtlichen Bedingungen einer möglichen Schlichtung aus. Als unabhängige Instanz nahm der Ex-Bundesarbeitsrichter Klaus Bepler teil. «Es ist Vertraulichkeit verabredet worden», so eine Bahn-Sprecherin. Die Gespräche sollten «kurzfristig fortgesetzt» werden.

    · Wegen des Streiks hat die Bahn wieder Ersatzfahrpläne aufgestellt. Für den Fernverkehr sind diese in den Auskunftssystemen abrufbar. Wie bei den früheren Ausständen sollen während des Streiks etwa ein Drittel der Fernzüge fahren. Bei den Regionalzügen erwartet die Bahn, dass je nach Region 15 bis 60 Prozent der üblichen Zahl unterwegs sein werden. Im Güterverkehr sollen etwa 70 Prozent der Züge rollen.
    Kurzer Blick in die sozialen Netzwerke: Wie reagieren die Menschen hierzulande auf den Lokführer-Ausstand? 




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