Nach Ansicht des früheren Bundesverkehrsministers Wolfgang Tiefensee (SPD) sind Platzeck und Ramelow als Schlichter gut geeignet. «Ich denke, die beiden können sich gut zusammensetzen. sie sind moderat», so Tiefensee im Deutschlandfunk. Tiefensee hatte 2007 selbst zwischen Bahn und GDLvermittelt.
Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber betonte nach der Einigung: «Wir sind sehr erleichtert, unsere Kunden und Mitarbeiter können aufatmen. Schlichten statt streiken ist das Gebot der Stunde.» Und GDL-Chef Weselsky kommentierte: «Nach fast einem Jahr Tarifkonflikt konnte mit dem Druck im neunten Arbeitskampf der gordische Knoten durchschlagen werden.»
In dem endlos wirkenden Tarifkonflikt sollen nun zwei externe Schlichter die Lösung bringen: Der frühere brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) für die Deutsche Bahn und Thüringens Regierungschef Bodo Ramelow (Linke) für die GDL.
Die notwendigen Maßnahmen für die Beendigung des Streiks sind laut Bahn für die Kunden bereits um 7 Uhr angelaufen, laut GDL ist der Streik aber erst am Abend um 19.00 Uhr beendet.
Bahn und GDL haben sich in der Nacht in dem festgefahrenen Tarifkonflikt auf eine Gesamtschlichtung geeinigt, sagte ein Sprecher des Unternehmens am Morgen in Berlin.
Der Streik der GDL ist nach Angaben der Deutschen Bahn mit sofortiger Wirkung beendet.
GDL-Chef Weselsky mahnt die Arbeitgeberseite zu einer raschen Einigung - «denn jeder Streiktag ohne Lösung ist einer zu viel». Durch ihren Kurs im Tarifstreit habe die Bahn 400 Millionen Euro «verbrannt», die nun bei Instandhaltung von Schienen, Brücken und Straßen fehlten, sagte Weselsky der «Bild»-Zeitung. Seine Gewerkschaft könne den Streik aber auch weiterführen: In der Streikkasse der GdL sei mehr Geld «als das Management der Deutschen Bahn und die Reisenden sich wünschen».
Ein Betroffener meldet sich wieder einmal zu Wort: Statt Lyon Berngau; statt erster Tag einer achttägigen Reise mit dem Zug durch Frankreich und Belgien Genießen der Ruhe in der Oberpfälzer Heimat. Aber immer ein Blick auf die aktuelle Verkehrslage und die Frage, ob die Absage der Reise richtig war.
Und?
Sie war es für einen, für den der Weg schon das Ziel ist!
Denn: Der Früh-IC von Neumarkt/Oberpfalz nach Frankfurt wäre heute nicht gefahren. Sicher, der ICE eine halbe Stunde späte schon. Aber da wäre in Frankfurt der ICE nach Basel längst weg gewesen. Straßburg wäre drin gewesen, aber in Frankreich sind TGV reservierungspflichtig. Und auf Glück trotz Kulanz einsteigen in einen TVG? Nee!!! Sitzen möchte ich in so einer enger Kiste schon sicher können...
Die nächsten Stationen von Lyon über Paris nach Mons (Belgien) wären kein Problem, denn in Frankreich und Belgien gibt es keine GDL. Aber andere Gewerkschaften, die öfter streiken als die in Deutschland. Übrigens: In Belgien streikt ab 27. Mai, 22 Uhr, bis einschließlich 29. tatsächlich eine kleine belgische Lokführergewerkschaft.
Am 27. Mai wäre ich von Mons wieder zurück gefahren. Wenn die GDL auch dann noch streikt, würde ich in Aachen, Mainz oder Frankfurt hängen bleiben - nach Lage der Dinge des heute und morgen (Donnerstag) gültigen Ersatzfahrplans. Bei diesem sollt man nicht auf Langläufer-Verbindungen hoffen, die nicht in die wenigen festen Nord-Süd- oder Ost-West-Linien passen.
Gut, gut: Diese Urlaubsreise ist bei mir gekippt. Anderen, die dennoch an Pfingsten verreisen möchten, sei viel Glück gewünscht und dazu die Erfüllung der leisen Chance, dass vielleicht am Donnerstag der Streik wegen der Aussicht auf Schlichtung noch gekippt wird.
Aber: Auf Knopfdruck geht es ab Freitagfrüh nicht normal weiter. Man muss mit dem Morgen des übernächsten Tages nach Entscheidung auf Ende des Streiks rechnen, wenn es einigermaßen normal weitergehen wird.
Im Tarifkonflikt zwischen Bahn und GDL stecken eine Menge Zahlen. Ein Überblick:
NULL EINIGUNG gab es im Tarifkonflikt bislang - abgesehen von einer Einmalzahlung von 510 Euro für 2014.
EINE STUNDE am Bahnsteig gewartet? Dann gibt es einen Teil des Fahrpreises zurück. Außerdem dürfen Fahrgäste bei Verspätungen oder Ausfällen auch auf andere Züge ausweichen.
9 TAGE liegen gerade mal zwischen dem Ende des vorigen Streiks und dem Beginn des aktuellen. Die Lokführer legen nun bereits das neunte Mal ihre Arbeit nieder.
13 PROZENT teurer waren Mietwagen beim vergangenen Bahnstreik. An Bahnhöfen und in Großstädten stieg der Preis teils sogar um 100 Prozent. Auch die Preise für Fernbustickets schnellten nach oben.
43 MINUTEN lang steckten die Autofahrer in den zehn längsten Staus beim vergangenen Streik fest. Für ihren Weg mussten sie insgesamt 20 Prozent mehr Zeit einrechnen.
100 EURO STREIKGELD bekommen die GDL-Mitglieder aus der Streikkasse der Gewerkschaft mittlerweile am Tag. Zuvor waren es zunächst 50, dann 75 Euro. Einen Verlust machen die streikenden Lokführer trotzdem.
23 500 FAHRTEN macht die Bahn täglich im Regional- und S-Bahnverkehr. Dazu kommen Verbindungen auf 28 ICE-Strecken und 18 IC-Linien.
160 000 EISENBAHNER gibt es, für die GDL und die konkurrierende Gewerkschaft EVG die Arbeitsbedingungen aushandeln möchten. Dazu gehören neben den Lokführern unter anderem auch Zugbegleiter und Reinigungskräfte.
6 MILLIONEN PENDLER fahren täglich mit der Bahn von ihrem Wohnort zur Arbeit. Sie müssen sich nun erneut nach Alternativen umsehen.
EINE MILLIARDE EURO SCHADEN drohe der deutschen Wirtschaft durch alle neun Streiks zusammen. Das meint Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK).
UNENDLICH LANGE wird der Bahnstreik wohl auch diesmal nicht dauern. Wann Schluss sein soll, ließ die GDL aber trotzdem erst einmal offen.
Gestern hatten in Frankfurt Gespräche beider Seiten unter Mitwirkung eines Arbeitsrechtlers begonnen. Es sollte ausgelotet werden, unter welchen Bedingungen ein Schlichtungsverfahren in Gang gesetzt werden kann.
Weselsky blieb bei seiner Haltung, dass ein Schlichtungsverfahren erst dann möglich sei, wenn die Bahn akzeptiere, dass die GDL eigenständige Tarifverträge für alle ihre Mitglieder abschließen dürfe. «Wenn es uns gelingt, das in die entsprechende Form zu gießen, dann kann es auch in eine Schlichtung gehen», sagte Weselsky. Er fügte aber hinzu: «Ich erwarte nicht, dass wir über Nacht den Tarifvertrag fertig haben.»
Mit den Bahnstreiks drohen nach Einschätzung von Verkehrsexperten vor Pfingsten Stau-Rekorde auf den Straßen. «Alle Zutaten dafür sind da», so Stauforscher Michael Schreckenberg von der Universität Duisburg-Essen. Der Stillstand auf vielen Zugstrecken trifft die Autofahrer zu einem besonders ungünstigen Termin: Der Freitag vor dem Pfingstwochenende ist üblicherweise der staureichste Tag des Jahres.
Aus Sicht des Arbeitgeberverbands BDA erschüttert der neue Streik das Vertrauen der Tarifpartner und gefährdet die Zusammenarbeit in künftigen Tarifrunden. «Das Verhalten der GDL ist ein Anschlag auf die Tarifautonomie in Deutschland», so der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Ingo Kramer. Bei dem Ausstand gehe es der GDL vorrangig um Machtinteressen - nicht um das Erzielen eines Tarifkompromisses.
Der Vorsitzende des Dachverbands dbb-Beamtenbund, Klaus Dauderstädt, verteidigt den Streik. «Wir stehen hinter den Zielen der GDL», sagte er der «Nordwest-Zeitung». «Wenn man am Verhandlungstisch nicht weiterkommt, gehören immer zwei Seiten dazu.» Die Deutsche Bahn AG habe nicht genug dafür getan, schnell zu einer Einigung zu kommen.
Für Millionen Bahnfahrgäste bedeutet der Arbeitskampf starke Einschränkungen. Voraussichtlich werden etwa zwei Drittel der Fernzüge ausfallen und je nach Region 40 bis 85 Prozent der Nahverkehrszüge. Auch die S-Bahnen sind vom Streik betroffen. Und ein Ende des Ausstands ist bisher nicht absehbar.